Chorus FilmFactory

Die Produktionsgesellschaft Chorus FilmFactory wurde 2016 von Vittorio Curzel als Werkstatt für die Realisierung von Dokumentarfilmen zu Themen wie Landschaft, Umwelt, Architektur und Raumordnung, Regenerierung von Städten und Peripherien, Geschichte und regionale Wirtschaft, Kulturen und Identitätskonstruktionen im alpinen Raum gegründet.

Die Tätigkeit der Chorus FilmFactory beruht auf einer langjährigen Erfahrung in den Gebieten der audiovisuellen und multimedialen Kommunikation, des Cause-Related Marketing, des Journalismus sowie der Forschung und Recherche in verschiedenen Wissensbereichen der Human- und Sozialwissenschaften. An der Umsetzung der Projekte nehmen Mitwirkende aus dem Kino- und Medienbereich sowie Künstler und Musiker aus den Regionen Trentino/Südtirol und Veneto teil. Chorus FilmFactory steht der Möglichkeit von Co-Produktionen, insbesondere jenen im Bereich des Alpenraums und Mitteleuropas, positiv gegenüber.

Vittorio Curzel

Studium der Psychologie und Doktorat im Bereich Sozialwissenschaften an der Universität Padova mit einer Doktorarbeit zum Thema „Die Alpen bewohnen: ökologische Architektur, Entwicklungsmodelle, Identitätskonstruktionen“ (“Abitare le Alpi: architettura ecologica, modelli di sviluppo, costruzioni identitarie. I casi dell'Alto Adige/Südtirol e del Trentino”). Kurse und Workshops zum Thema Film mit Alessandro d'Alatri, Caterina d'Amico und Umberto Contarello (Drehbuch und Filmproduktion); Virgilio Tosi (Script des Dokumentarfilms); Fabio Zamarion (Fotografie). Foto-Workshops mit Franco Fontana, Giac Casale, Oliviero Toscani, Jean Michel Landecy, Vincenzo Castella, Andreas Weinand, Doug DuBois, Hans-Christian Schink.

Autor verschiedener Filme (darunter „Nach Dresden“ und „Fino a quando…“), die auch an Internationalen Filmfestivals eingereicht wurden; Autor von Radioprogrammen für die RAI (darunter eine Serie von 39 Sendungen mit dem Titel „Canto Nomade. Musiche, parole e immagini di popoli in viaggio” und eine Serie aus 26 Teilen mit dem Titel „I suoni del cinema“); von Essays über Filmbetrachtungen, Fotografie, Architektur, Landschaft (darunter letzthin „Paesaggi storici e architetture contemporanee come costruzioni identitarie“, „Architetture contemporanee della sostenibilità nelle Alpi“, „Fotografia, territorio, paesaggio: elementi per una strategia della memoria e del progetto“).

Das von ihm konzipierte „Centro di Documentazione Visiva di Trento” (heute „Format Centro Audiovisivi“) wurde von ihm bis 1996 koordiniert. Außerdem rief er verschiedene Filmveranstaltungen, darunter das Festival „Trento Cinema. Incontri Internazionali con la musica per il cinema“ (1986-1990) und den internationalen Kompositionswettbewerb Trento Cinema – La colonna sonora“ (1987-1990) ins Leben und leitete sie. Von 1999 bis 2008 leitete er außerdem die Informations- und Kommunikationstätigkeit im Bereich Gesundheit der autonomen Provinz Trient, in diesem Zusammenhang arbeitete er auch als Art-Director für Informationskampagnen.

Zwischen 1999 und 2011 war er als Vertragsdozent an den Universitäten Bologna und Trient tätig. Von September 2012 bis Oktober 2015 war er Direktor und Sonderbeauftragter für Studium, Forschung und Dokumentation des Trentino, am TSM – Step Trentino School of Management (Schule für das Management von Land und Landschaft) – in Trient.

Derzeit betreibt er seine Recherchen als freischaffender Forscher zu Themen wie Umwelt, Landschaft, Raumordnung, nachhaltige Entwicklung und Identitätskonstruktionen im alpinen Raum sowie Tätigkeiten im Bereich der Fotografie und des Dokumentarfilms. 2016 gründete er die Chorus FilmFactory, eine Gesellschaft, die sich der Realisierung von Dokumentarfilmen verpflichtet.

Filmografie
2018, “Storie di terre e d’acqua: Adige Etsch” (de.f. “Geschichten von Ländern und Wasser: Etsch Adige”) 2011, „Fino a quando…” (de.f. “Wie lange noch…”)
2006, „Nach Dresden”
2000, „Art note book n.1: Paolo Tait"
1994, „Canto dell’Arte contro la guerra - Per Sarajevo"


Produktionen

„Storie di terre e d’acqua: Adige/Etsch“

Ein Film von Vittorio Curzel

Eine Begehung der Etschufer und eine Reise durch Land und Landschaft von der Mündung südlich von Chioggia im Podelta-Park bis zur Quelle des Flusses auf 1550 m Höhe, die – verborgen im Inneren eines aufgegebenen Militärbunkers – in der Nähe des Reschenpasses liegt. Dabei werden verschiedene Naturlandschaften und Kulturen von der Adria über die Ebenen des Veneto und die Täler der Region Trentino-Südtirol in den Alpen durchwandert.

Als zweitlängster Fluss Italiens (zirka 410 km) verbindet die einst vom Meer bis vor den Toren Bozens schiffbare Etsch, den italienischen mit dem deutschen Kulturraum, das Mittelmeer mit Mitteleuropa.
Ihr Einzugsgebiet umfasst, gänzlich oder teilweise, 369 Gemeinden in den Provinzen Bozen, Trient, Verona, Vicenza, Belluno, Padova, Rovigo und Venedig sowie einen kleinen Landstrich des Schweizer Kantons Graubünden. Die Bevölkerung dieses Einzugsgebiets, das sich über eine Fläche von etwa 12.100 km2 erstreckt, besteht aus nahezu 1.320.000 Einwohnern. In den alpinen Tourismusgebieten kann die Anzahl der Besucher ein Fünf- bis Sechsfaches der ansässigen Bevölkerung erreichen.

Der höchste Berg im Einzugsgebiet der Etsch ist der Ortler (3.902 m) im Naturpark Stilfserjoch. In diesem Einzugsgebiet befinden sich 185 Gletscher (auf einer Fläche von insgesamt etwa 128 km2), von denen 155 den Fluss speisen.
In den aus geomorphologischer Sicht sehr unterschiedlichen Gebieten münden die aus den Bergen der Region Trentino-Südtirol und die aus dem Münstertal in der Schweiz durch den Rambach fließenden Gewässer in die Etsch. Die Hauptzuflüsse in den zwei autonomen Provinzen Bozen und Trient sind der Eisack, dessen Quelle sich im Gebiet des Brenners befindet, die Rienz, die am Fuße der Drei Zinnen entspringt, der Noce, der seinen Ursprung im Schnee des Corno dei Tre Signori im Stilfserjoch-Naturpark hat, der Avisio, der aus dem Fedajasee in der Marmoladagruppe fließt, der Fersina, der dem Erdemolosee am Rande der Lagoraigruppe im Valle dei Mocheni (Bersntol) – ein Gebiet, das von Alters her von einer deutschsprachigen Bevölkerung besiedelt wird – entspringt, der Leno, der durch die Vallarsa (Brandtal) fließt und bei Rovereto in die Etsch mündet. In der Provinz Verona ist auf der hydrografisch rechten Seite der Tassobach, der auf den Südhängen des Monte Baldo seinen Anfang nimmt, der Hauptzufluss der Etsch. Auf der linken Talseite hingegen, von den Lessiner Bergen kommend, fließen noch andere Wasserläufe mit Bachcharakter in die Etsch (darunter der Progno di Fumane, der Progno di Negrar, der Valpantena, der Fibbio, der Illasi, der Mezzane) sowie weiter östlich, an der Grenze der zwei Provinzen Verona und Vicenza, der Alpone- und der Chiampobach.

Die Ortschaften an den Ufern der Etsch, die mit ihren unterschiedlichen Siedlungsmustern jeweils auf die deutschsprachige oder auf die lateinische Kulturwelt weisen, sind Zeugen wichtiger Kapitel und dramatischer Ereignisse der europäischen Geschichte von ihren Anfängen in der Urzeit bis in die heutige Zeit hinein. Entlang der Etsch verlaufen alte Kommunikations- und Handelsrouten wie die Via Claudia Augusta, Wege, die von Pilgern, Kaisern, Heeren, Wissenschaftlern und Reisenden, aber auch von vielen Künstlern – Malern, Musikern, Dichtern, Schriftstellern – begangen wurden.
Bis ins 19. Jahrhundert hinein war die Fortbewegung von Personen und Waren unweigerlich langsam: Man ging zu Fuß, zu Pferd, mit Wägen und Kutschen, auf dem Rücken von Maultieren, an Bord eines Bootes.
Die Wasserläufe ermöglichten auch den Transport von Holz hinab ins Tal. Man ließ es auf den Bächen treiben, um es dann von Flößern bis zum Meer transportieren zu lassen, wo es für den Bau der Stadt Venedig und ihrer Schiffe verwendet wurde. Für Reisende, die sich im Alpenraum fortbewegten, waren jedoch auch Bergstege über Pässe von Bedeutung. Sie stellten “Kurzstrecken” für den Handel mit Salz und Bernstein, Wein und Vieh, mit weniger Zöllen und Grenzkontrollen zwischen einem Gebiet und dem anderen dar. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts veränderte der Bau der Brennereisenbahn in kurzer Zeit eine über Jahrhunderte fast unveränderte Welt. Die Brennerbahn wurde 1867 fertiggestellt und durchquerte als erste Bahn die Alpen gänzlich. Somit war sie in der Lage, Personen und Waren schnell und praktisch von Innsbruck nach Verona zu transportieren und dabei die Zeiten zu verkürzen und die Räume zu verkleinern.
Im Lauf der Jahrzehnte verlor die Etsch ihre Rolle als Kommunikationsader und bald verwandelten sich die Bergpfade in Saumwege für die Heere des Ersten Weltkriegs, der sich auch auf die Zentral- und Ostalpen ausdehnte.
Der Fluss verläuft durch eines der fruchtbarsten Gebiete Norditaliens, durch Weinreben, Obst- und Gemüsekulturen, aus denen erlesene Weine und Nahrungsmittel höchster Qualität gewonnen werden. Außer für die Bewässerung der Felder wird das Wasser des Flusses heute auch für die Erzeugung von Elektroenergie (über 220 Werke, die größtenteils zwischen den Zwanziger- und Sechzigerjahren im oberen Teil des Wasserlaufs gebaut wurden) genutzt, während es früher unabdingbar für die Verrichtung zahlreicher handwerklichen Tätigkeiten war.
Zerstörerische Überschwemmungen (die zwei folgenreichsten ereigneten sich im September 1882 und im November 1966), ausgedehnte Bonifizierungsarbeiten, Regulierungen des Bachbetts und Veränderungen des Flussverlaufs haben bis in jüngster Zeit die Geschichte des Flusses, an dem wichtige Städte, malerische Dörfer, wertvolle Kultur-, Kunst- und Naturdenkmäler liegen, geprägt.

Mit einem interdisziplinären Ansatz und einem diskursiven Erzählfluss, mit besonderer Beachtung der Darstellung der Landschaft (ländlich und städtisch) und der landwirtschaftlichen Nutzung im Veneto, Trentino und Südtirol, des Anbaus der Reben und des Weins sowie der Übergangsgebiete zwischen den verschiedenen Regionen, behandelt der Film die Themen der menschlichen Besiedlung und Umwelt, der Geschichte der Völker und ihrer Kulturen. Das Wasser als Kommunikations- und Handelsweg, seine Nutzung für die Bewässerung der Felder und für produktive Tätigkeiten, aber auch die in der Vergangenheit und Gegenwart vom Fluss ausgehenden Gefahren. Geographische Gebiete als Siedlungsorte und Ausdruck zweier Kulturräume – des lateinischen und des germanischen – von der Entwicklung kultureller Landschaften und Identitäten. Der Fluss als Strom, der im Lauf der Jahrhunderte unaufhaltsam die “verborgene Sprach- und Kulturgrenze Grenze durchquert und das verbindet, was die Geschicke der Geschichte manchmal getrennt haben. Ein spannender Gang flussaufwärts vom Meer zu den Bergen, durch den sich eine sich ständig wandelnde Landschaft entfaltet, eine Landschaft, die als Ergebnis der örtlichen morphologischen Gegebenheiten und der unterschiedlichen Arten, sich dem Gelände anzunähern und es zu bewohnen, das Leitmotiv des Films darstellt. Das Erzählte erlangt seine Originalität nicht zuletzt durch die geschickte Verflechtung der Stimme aus dem Off, jener des Erzählers und Autors, mit den Zeugnissen der Menschen, die den Fluss auf unterschiedliche Art und Weise bewohnen, sowie auch durch die musikalische Darbietung von Künstlern, die in den Gebieten, durch die die Etsch fließt, leben und Ausdruck eines starken Bezugs zu den lokalen Traditionen als auch einer kosmopolitischen Öffnung dieses lebendigen Teils Europas am Scheideweg zwischen Norden und Süden, Orient und Okzident, sind.